Nordhorn/Grafschaft Bentheim. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Daniela De Ridder war zu Gast in der EUREGIO-Klinik in Nordhorn und informierte sich bei Geschäftsführer Michael Kamp über die konkreten Auswirkungen der Corona-Pandemie für den Krankenhausbetrieb. De Ridder betont, dass das dezentrale Krankenhausangebot aufrechterhalten werden muss, denn gute medizinische Versorgung muss in Patientennähe stattfinden.
„Die Covid19-Pandemie bestimmt seit Monaten unser aller Leben. Eine große Gefahr der aktuellen Corona-Pandemie ist die Überforderung unseres Gesundheitssystems: Eine Überlastung unserer Kliniken, der Intensivstationen und des Klinikpersonals gilt es zu unbedingt zu verhindern. Wie war und ist die Lage in der EUREGIO-Klinik während der Pandemie? Sind ausreichend Intensivbetten in der Region vorhanden, um schwer Erkrankte bestmöglich medizinisch zu versorgen? Reichen die Betten aus, wenn die neuen Virus-Mutationen sich verstärkt ausbreiten? Aber auch die Frage der Patientenversorgungen, die möglicherweise durch die Betreuung von Corona-Erkrankungen verschoben werden müssen, stand im Fokus. Über diese und zahlreicher weiterer Fragen wollte ich mir im Gespräch mit Herrn Kamp einen Überblick verschaffen“, erklärt Dr. Daniela De Ridder, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Mittelems.
Jedes Jahr behandelt und betreut die EUREGIO-Klinik in Nordhorn rund 20.000 Patient*innen stationär und mehr als 45.000 Patienten ambulant. Doch in den vergangenen zwölf Monaten war vieles anders. Die Corona-Lage hat den Krankenhausalltag stark verändert. So gilt etwa zum Schutz der Patient*innen und der Beschäftigten vor einer Infektion mit dem Corona-Virus ein generelles Besuchsverbot – für viele Patient*innen sowie Angehörige falle der Verzicht auf den direkten Austausch und die fehlenden kleinen, alltäglichen Gesten, etwa einer Umarmung, ein Kuss oder das Händehalten, sehr schwer.
Zudem seien viele Menschen aus Sorge vor einer Corona-Infektion verunsichert, ob sie mit ihren Beschwerden ins Krankenhaus gehen sollen. Einige Patient*innen befürchten, sich dort Kontakten aussetzen zu müssen und so eher anstecken zu können.
Das Infektionsgeschehen in der Grafschaft Bentheim sei sehr dynamisch – man könne immer nur „auf Sicht fahren“, berichtet Michael Kamp im Gespräch mit der SPD-Politikerin. Dreimal pro Woche treffe sich die Krankenhauseinsatzleitung, um sich engmaschig über die aktuelle Lage abzustimmen. Waren in den Anfangsmonaten der Pandemie zwei Stationen mit Patient*innen voll belegt, gab es im Sommer einen deutlichen Rückgang an stationär zu behandelnden Personen. Im Oktober und nach Weihnachten nahmen die Patientenzahlen, die wegen einer Covid19-Infektion stationär oder intensivmedizinisch behandelt werden mussten, wieder deutlich zu. Daher sei das Einhalten der notwendigen AHAL-Regeln – Abstand halten, Hygiene beachten, Maske tragen sowie regelmäßiges Lüften – weiterhin von großer Bedeutung, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen und die Krankenhauskapazitäten nicht auszulasten, sind sich Kamp und De Ridder einig.
Essenziell sei vor allem, die vulnerablen Gruppen bestmöglich zu schützen; aber auch, eine klare Öffnungsstrategie vorzulegen. Die Krise hat gezeigt, wie wichtig eine gute medizinische Versorgung in den Krankenhäusern ist. Deshalb hat sich die SPD-Bundestagsfraktion dafür eingesetzt, einen Schutzschirm für Krankenhäuser zu spannen: Mit ihm werden Krankenhäuser dabei unterstützt, Erlösausfälle auszugleichen, auch wenn sie Betten zur Behandlung von Corona-Patient*innen freihalten. Darüber hinaus wurde die Anzahl der Intensivbetten massiv ausgebaut und ein „Zukunftsprogramm Krankenhäuser“ aufgelegt, um die Kliniken bei notwenigen Investitionen zu unterstützen. Für moderne stationäre Notfallkapazitäten sowie für die digitale Ausstattung und Vernetzung der Krankenhäuser wurden insgesamt drei Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt bereitgestellt. Hinzu kommen weitere 1,3 Milliarden Euro von den Bundesländern und Krankenhausträgern.
Gefragt nach konkreten Verbesserungsvorschlägen wies Kamp darauf hin, dass der Belegungseinbruch in der Regelversorgung bei gleichzeitiger hoher Belastung der Krankenhäuser im Infektionsgeschehen zu Erlöseinbußen geführt habe. Zudem erforderten die notwendigen Infektionsschutzmaßnahmen mehr Personal. Eine wichtige Anregung, die die SPD-Bundestagsabgeordnete gerne mit ins politische Berlin nimmt.
„Die Corona-Pandemie hat bisher gezeigt, dass unser Gesundheitssystem im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sehr gut funktioniert. Und die aktuelle Krise lehrt uns, dass es wichtig ist, für den Erhalt flächendeckender Krankenhausversorgung zu kämpfen. Wir brauchen leistungsfähige Krankenhäuser auch vor Ort im ländlichen Raum“, bekräftigt De Ridder abschließend.