Überbelegte Ställe und Tierwohl – Politik muss Sorgen und Probleme in der Sauenhaltung ernst nehmen

Grafschaft Bentheim/Emsland /Berlin. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Daniela De Ridder setzt sich in mehreren Gesprächsrunden mit Landwirt*innen der Grafschaft Bentheim und des Emslandes mit den Herausforderungen auseinander, vor denen die hiesige Landwirtschaft steht. Zuletzt traf sie sich mit Hermann Heilker, Rudolf Aalderink und Elfriede Werdermann vom Landvolk der Grafschaft Bentheim sowie Lambert Hurink von der Vereinigung des Emsländischen Landvolkes zu einem Dialog über die aktuelle Lage der Schweinehalter. Jüngste Veröffentlichungen von Videomaterial aus Grafschafter Schweineställen durch den Verein „Deutsches Tierschutzbüro“ zeigen eklatante Verstöße gegen das Tierschutzgesetz. De Ridder betont, dass es eine wesentliche Aufgabe ist,  die Tierhaltungsbedingungen in Deutschland zu verbessern und den Landwirt*innen einen auskömmlichen Verdienst zu ermöglichen.

„In regelmäßigen und sehr  fruchtbaren Gesprächen mit den Landwirt*innen der Grafschaft Bentheim und des Emslandes ist eines ganz deutlich geworden: In der Landwirtschaft unserer Region sind sich die bäuerlichen Betriebe ihrer Verantwortung für Umwelt und Tierwohl durchaus bewusst und in der Lage dieser nachzukommen. Meine Gesprächspartner*innen beweisen dabei sehr wohl ihre Kompetenz und ihren starken Gestaltungswillen hin zu einer umweltfreundlicheren und gerechteren Landwirtschaft. Die Covid-19-Pandemie geht jedoch auch an unseren Landwirt*innen nicht spurlos vorbei. Besonders die Schweinehalter*innen sind etwa von den Corona-Ausbrüchen auf den großen Schlachthöfen betroffen. Zudem gefährdet die Afrikanische Schweinepest die Bestände und den Absatz der Betriebe langfristig. Gleichzeitig steht die Branche unter massivem Druck, wie die jüngsten Anzeigen gegen Grafschafter Schweinehalter beweisen. Eine derartige Tierhaltung hat mit Tierwohl ganz offensichtlich nichts zu tun, gefährdet aber erneut den Ruf einer ganzen Branche. Ich erwarte, dass sich die bäuerlichen Betriebe von derartigen Haltungsbedingungen deutlich distanzieren. Zugleich muss jedoch auch ein Kompromiss gefunden werden, der es den Landwirt*innen ermöglicht den gesellschaftlichen Anforderungen zu genügen. Allzulange haben konservative Landwirtschaftpolitiker*innen und -verbände leider lediglich eine Vogel-Strauß-Politik betrieben, die sich, wie sich jetzt zeigt, als schädlich für unsere landwirtschaftlichen Betriebe erwiesen hat“, erklärt Dr. Daniela De Ridder, SPD-Bundestagsabgeordnete im Wahlkreis Mittelems.

Besonders schweinehaltende Betriebe sind aktuell schwer unter Druck geraten. Sie sind nicht nur mit stetig sinkenden Preisen für Schweinefleisch konfrontiert, sondern auch mit gestiegenen Ansprüchen bei Tierwohl und Umweltschutz. Die Novellierung der Tierschutznutztierverordnung im Juli diesen Jahres hat die Ansprüche an die deutschen Schweineställe und die Haltungsbedingungen erhöht. Auf vielen konventionellen Betrieben sind in den kommenden Jahren Stallumbauten nötig. Die neue gesetzliche Grundlage wird in der Branche begrüßt, da sie nun Planungssicherheit biete, vorausgesetzt die Betriebe werden bei den notwendigen Investitionen unterstützt. Die Ausbrüche von Covid-19 bei Schlachtbetrieben wie Tönnies haben zudem die Kapazitäten der Schlachtbetriebe drastisch reduziert – mit der Folge, dass die Schweinehalter*innen ihre Tiere nicht im Zeitrahmen absetzen können und Überbelegungen in den Ställen drohen. Dies führt zu Mehrkosten bei zugleich zu niedrigeren Fleischpreisen

Erst kürzlich  wurden in den Medien Aufnahmen aus Ställen Grafschafter Schweinehalter veröffentlicht, die grobe Tierquälerei zeigen. Zu sehen sind dabei kranke Tiere, die keine geeignete tierärztliche Behandlung bekommen und schließlich unsachgemäß vom Landwirt getötet werden. Gegen die betreffenden Landwirte wurde Strafanzeige gestellt. Die Landwirte räumten ihr Fehlverhalten ein.

„Ernährung und Nahrungsmittelerzeugung sind hoch politische Themen. Daher müssen sich auch alle Verbraucher*innen mit dem Thema auseinandersetzen. Die Produktionsbedingungen berühren nicht nur das Alltagsleben eines jeden Einzelnen, sondern auch die Arbeit vieler Menschen, angefangen mit den Landwirt*innen, über die verarbeitenden Betriebe, den Groß- und Einzelhandel, bis hin zur Gastronomie. Hier existieren lange Wertschöpfungsketten, die die Grundlage für den Erwerb breiter Teile unserer Gesellschaft bilden. Politik und Gesellschaft sind hier gefordert, darauf hinzuarbeiten, dass zum Einen alle Glieder dieser Kette ihren fairen Anteil an der Wertschöpfung erhalten und zum Anderen unsere Lebensmittel umwelt- und sozialverträglich sowie tierwohlgerecht produziert und vermarktet werden. Die jüngst veröffentlichten Aufnahmen zeigen, dass es durchaus Probleme gibt. Gleichwohl bleiben die Probleme der gewissenhaft arbeitenden Landwirt*innen bestehen: Sie verdienen einen fairen Lohn und die gesellschaftliche Anerkennung für ihre Arbeit, gerade um in der Lage zu sein, ihren Tieren und den Ansprüchen der Verbraucher*innen gerecht zu werden. In dieser Frage ist die gesamte Gesellschaft gefordert neue, zukunftsfähige Wege gemeinsam zu beschreiten. Aufgrund meiner regelmäßigen Gespräche in den hiesigen Betrieben bin ich zuversichtlich, dass uns dies auch gelingen wird“, betont De Ridder abschließend.

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