Zu Gast beim Campus Handwerk in Lingen

Lingen/Emsland. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Daniela De Ridder besuchte die Campus Handwerk Süd-West Niedersachsen GmbH (Campus Handwerk) in Lingen gemeinsam mit dem stellvertretenden Ortsvereinsvorsitzenden Jens Uwe Schütte sowie Georg Thole. Dabei tauschte sie sich mit Geschäftsführer Heinz-Gerd Lindschulte über die Chancen von jungen Menschen auf dem Arbeitsmarkt aus.

„Die Campus Handwerk leistet hervorragende Arbeit zur Stärkung und Förderung der Aus- und Weiterbildung, vor allem für handwerkliche und technische Unternehmen. Die mittelständische Wirtschaft ist das Rückgrat unserer Region und trägt maßgeblich zum Erfolg der Grafschaft Bentheim und des Emslandes bei. Im gemeinsamen Gespräch mit Herrn Lindschulte berichtete er mir von Projekten, die den Nachwuchs in den Ausbildungsberufen stärken und die Übergänge von der Schule in die Ausbildung erleichtern. In allen Bereichen der Gesellschaft hat die Pandemie verheerende Spuren hinterlassen. Es waren aber die Handwerker*innen, die Arbeiter*innen, die Kassierer*innen, die Pfleger*innen oder die Friseurinnen, die während der Pandemie nicht im Homeoffice verweilen konnten, sondern – oft für zu wenig Lohn und Anerkennung – ihre Arbeit erledigt haben.“

De Ridder erkundigte sich im Gespräch mit Geschäftsführer Lindschulte vor allem nach den Bedürfnissen der jungen und älteren Erwachsene im Falle von Qualifizierung und Umschulungen. Im Campus Handwerk kam sie dabei auch mit Ausbildern und  jungen Menschen ins Gespräch, die alle mit großem Engagement ihre Berufsausbildung durchlaufen und einen qualifizierten Berufsabschluss anstreben, um für die Arbeitswelt der Zukunft abgesichert zu sein. 

„Wenn wir von Arbeit 4.0 sprechen, zeigt sich, dass sich auch  Ausbildungswelt verändert  – neue Herausforderungen stellen etwa die Globalisierung und die Digitalisierung dar, die auch vor dem Handwerk nicht Halt macht. Daher ist es sinnvoll zu prüfen, wie wir mit veränderten Maßnahmen und Instrumenten reagieren können; denn wir wollen die Attraktivität der Ausbildung verbessern, damit sich mehr junge Menschen aber auch ältere Umschüler*innen für eine Ausbildung entscheiden, die für sie existenzsichernd ist. Dafür müssen allerdings die Bedingungen stimmen. Ausbildungsfähigkeit, Lohnstrukturen und Arbeitsbedingungen sind dabei Kernelemente unserer Zukunftsplanung.“ so die SPD-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Mittelems.

Die Campus Handwerk Süd-West Niedersachsen GmbH ist eine gemeinsame Bildungseinrichtung der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, des Bildungswerkes des Lingener Handwerks e.V. und der Kreishandwerkerschaft Grafschaft Bentheim. Rund 8.000 Teilnehmer*innen nehmen jährlich an Aus- und Weiterbildungskursen teil. Der Campus Handwerk bietet eine Vielzahl von Projekten und Ausbildungen an und begleitet dabei alle Altersgruppen. Ziel der Lehrgänge und Projekte ist es,  erforderliche Fachkenntnisse und Fertigkeiten in den entsprechenden Berufen zu vermitteln, den Übergang von der Ausbildung in die Beschäftigung zu erleichtern und Ausbildungsabbrüche zu verringern. Dabei, so Lindschulte, sei es auch erforderlich, Lernkompetenzen- und Übergangskompetenzen der Auszubildenden zu stärken sowie Lernprozessbegleitung als Ausbildungsmethode in Betrieben zu verankern, um die betriebliche Ausbildung organisatorisch und strukturell noch zu verbessern.

Neben dem Erwerb vertiefender Fachkompetenzen der Ausbilder*innen und dem Erwerb von Zusatzqualifikationen für Auszubildende sei vor allem auch  die persönliche Weiterentwicklung der Auszubildenden ein wichtiger Schwerpunkt, zur Sicherstellung des Ausbildungserfolges, wusste Lindschulte zu berichten.

„Trotz insgesamt schwächerer konjunktureller Lage präsentiert sich das Handwerk recht robust und stabil. Das zeigen nicht zuletzt die weiterhin gut gefüllten Auftragsbücher der Betriebe. Um der Rolle als wichtige Stütze der deutschen Wirtschaft weiterhin gerecht werden zu können, bedarf es passgenauer Antworten für die Herausforderungen der Zukunft. Die große Koalition hat – auf Drängen der SPD – einen Vorschlag zur Wiedereinführung der Meisterpflicht in zwölf Gewerken vorgelegt. So ist und bleibt der Meistertitel unerlässlich für die Qualität der Ausbildung im Handwerk. Um aber die Attraktivität des Handwerks für Auszubildende und Fachkräfte langfristig zu steigern, bedarf es weiterer Maßnahmen: Neben dem Ausbau des Meister-BAföG, dem Erlass der Gebühren für bestandene Meisterprüfungen und einer Mindestausbildungsvergütung müssen wir uns vor allem der abnehmenden Tarifbindung im Handwerk widmen, denn nur noch 30 Prozent der Arbeitsverträge sind tarifvertraglich geregelt. Gute Löhne und Arbeitsbedingungen sind unerlässlich, um die Menschen für das Handwerk zu gewinnen und sie vor allem auch zu halten. Sorgen bereitet mir, dass zwei Drittel der frisch Ausgebildeten aus dem Handwerk wieder abwandern, – viele von ihnen in besser bezahlte Jobs in der Industrie. Daher sehe ich hier auch den Bundeswirtschaftsminister in der Pflicht, den in der vergangenen Wahlperiode angestoßenen Branchendialog wieder aufzunehmen und von den Handwerksverbänden eine aktivere Rolle der Innungen als Tarifpartei konkret einzufordern. Klare Verabredungen mit den Handwerksverbänden und Gewerkschaften ermöglichen es, weitere Schritte für ein zukunftssicheres Handwerk zu gehen“, so De Ridder abschließend.

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