Georgsdorf. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Daniela De Ridder war gemeinsam mit ihrem Fraktionskollegen und energiepolitischen Koordinator der SPD-Bundestagfraktion Johann Saathoff zu Besuch in Georgsdorf. Dort ließen sie sich von der Georgsdorfer Bürgermeisterin Anja Schupe, dem Neuenhauser Samtgemeindebürgermeister Günter Oldekamp, dem Neuenhauser SPD-Ortsvereinsvorsitzenden, Fredo Weiden, den Geschäftsführern der Firma Agrowea, Wilhelm und Christoph Pieper sowie von zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern aus der Neuenhauser Kommunalpolitik die aktuelle Situation über den geplanten Windpark Georgsdorf schildern.
„Der Schutz unseres Klimas zählt zu den wichtigsten politischen Aufgaben des 21. Jahrhunderts. Neben der Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens haben wir bereits viele weitere klimapolitische Akzente setzen können, so etwa mit der Einleitung der Energiewende: damit die klimaneutrale Energieversorgung in Deutschland gelingt, bedarf es eines raschen Ausbaus erneuerbarer Energien. Hierbei spielt insbesondere die Windenergie eine dominierende Rolle. Allerdings stehen nicht selten Klima- und Naturschützer unversöhnlich gegenüber – so auch beim Bau der Windkraftanlagen in Georgsdorf“, erklärt Dr. Daniela De Ridder, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Mittelems.
Das Unternehmen Agrowea aus dem emsländischen Twist plante in Georgsdorf einen Windpark mit acht Windkraftanlagen zu errichten – die Kommunalpolitik und die Bürgerinnen und Bürger waren mit großer Mehrheit für dieses Projekt. Ende 2016 genehmigte der Landkreis Grafschaft Bentheim den entsprechenden Bauantrag. Gegen diese Genehmigung hatte der Naturschutzbund (NABU) aufgrund von Verfahrensfehler Widerspruch eingelegt und gleichzeitig beim Osnabrücker Verwaltungsgericht einen Baustopp beantragt. Die Richter entschieden zugunsten des NABU und untersagten im Mai 2017 die Errichtung des Windpark Georgsdorf. Gegen diesen Beschluss legten der Landkreis und die Firma Agrowea Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Lüneburg ein. Diese wurde zurückgewiesen, demzufolge der Windpark Georgsdorf aktuell nicht gebaut werden darf.
Der Windpark Georgsdorf ist damit eines von vielen Beispielen in Deutschland, wo sich Naturschützer und Klimaschützer unversöhnlich gegenüberstehen. Während der NABU argumentiert, dass der Lebensraum und damit auch das Überleben von zahlreichen Vogel- und Fledermausarten bedroht sei, sind die Klimaschützer der Auffassung, dass ohne die rasche Umstellung auf erneuerbare Energien das Ziel, die Erwärmung der Erde auf deutlich unter zwei, am besten auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, nicht erreicht werden könne. Die Klimaschützer argumentieren, dass ohne Klimaschutz kein Artenschutz stattfinden könne – hierbei wird insbesondere auf den Eisbären verwiesen, dessen Lebensraum auf dem aufheizenden Planeten buchstäblich davonschmelze. Die Naturschützer halten dagegen: Wälder, Moore und Böden speichern große Mengen an Kohlenstoff. Ihre Zerstörung und Degradation setze sehr viel CO2 frei. Wenn dies nicht gestoppt werde, werde es nicht gelingen, den Klimawandel aufzuhalten.
Im Gespräch mit den beiden SPD-Bundestagsabgeordneten weisen die Gesprächsteilnehmerinnen und -teilnehmer darauf hin, dass sich sowohl die Samtgemeinde Neuenhaus als auch die Mitgliedsgemeinde Georgsdorf weiterhin für die Errichtung des Windparks einsetzen werden. Diesbezüglich gebe es unterschiedliche Varianten, einen Neustart für das Projekt zu wagen.
Die SPD-Bundestagsfraktion dränge seit langem darauf, dass Kommunen in der Planungsphase von Windkraftanlagen von Experten unterstützt werden. Es sei ein großes Problem, dass viele Windkraftprojekte aufgrund von Klagen über Jahre hinweg auf Eis gelegt werden, berichtet Johann Saathoff, energiepolitischer Koordinator der SPD-Bundestagsfraktion. Es müsse mehr Akzeptanz für den Bau von Windkraftanlagen geschaffen werden. Ein wichtiger Beitrag dazu sei es, dass Standortgemeinden sowie Bürgerinnen und Bürger stärker an der Wertschöpfung von Windkraftanlagen beteiligt würden, unterstreicht Saathoff.
„Wir müssen uns verstärkt dafür einsetzen, dass Natur- und Klimaschützer miteinander ins Gespräch kommen und sich nicht gegenseitig blockieren. Klimaschutz und Artenschutz sind zwei Seiten derselben Medaille, sie kämpfen für dasselbe Ziel: das auch unsere Kinder und Enkelkinder eine intakte Umwelt vorfinden“, betont De Ridder.