Was die Corona-Pandemie für den regionalen Arbeitsmarkt bedeutet

Nordhorn/Lingen/Meppen. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Daniela De Ridder war zu Gast bei René Duvinage, dem Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit in Nordhorn. Sie informierte sich über die konkreten Auswirkungen der Corona-Pandemie für den Arbeitsmarkt und die Ausbildungssituation ihres Wahlkreises. De Ridder ruft Unternehmen dazu auf, auch in diesem Jahr Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen.

„Unsere hiesige Wirtschaft und der regionale Arbeitsmarkt stehen angesichts der Corona-Pandemie vor großen Herausforderungen. Eine Verunsicherung ist sowohl auf Seiten der Arbeitgeber*innen als auch bei den Beschäftigten deutlich spürbar. Viele Entscheidungen werden von der weiteren pandemischen Entwicklung abhängig gemacht. Prekäre Situationen konnten bisher vor allem durch die zahlreichen Finanzhilfen, darunter auch das Kurzarbeitergeld abgefedert werden. Gerade junge Menschen sorgen sich aber angesichts der aktuellen Krise um ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz. So wurden bisher deutlich weniger Ausbildungsverträge abgeschlossenen als im vorigen Jahr. Trotz der aktuellen Pandemie benötigen junge Menschen eine Chance, eine Berufsausbildung zu beginnen: Daher appelliere ich an die hiesigen Unternehmen, Berufseinsteigern eine Chance zu geben –  Schließlich sind die Auszubildenden von heute unsere Fachkräfte von morgen“, erklärt Dr. Daniela De Ridder, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Mittelems.

Die Corona-Pandemie hat die hiesigen Unternehmen insgesamt schwer getroffen – allerdings nicht alle gleichermaßen: Während einige um ihre wirtschaftliche Existenz bangen, erzielen andere unerwartete Höhenflüge. Waren im Frühjahr des letzten Jahres noch alle Branchen in gleichem Ausmaß von der ersten Lockdown-Phase betroffen, haben sich im weiteren Jahresverlauf Gewinner- und Verliererbranchen herausgebildet: So zählen etwa die Bau-,  Logistik-, und die Lebensmittelherstellungsbranche zu denen, die die Krise bisher unbeschadet gemeistert haben. Zu den großen Verlierern gehören die Industrie -, Kultur-, Gastronomie-, Veranstaltungs-, und Tourismusbranche. Hier setzt sich De Ridder intensiv für finanzielle Hilfen ein. Besorgt zeigt sich De Ridder auch über den Wegfall von Minijobs, bei denen insbesondere Frauen betroffen sind.

Seit April 2020 ist die Arbeitslosigkeit in den Landkreisen Emsland und der Grafschaft Bentheim im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen – so erhöhte sich die Arbeitslosenquoten um 0,6 Prozentpunkte auf drei Prozent. Zum Vergleich: Die Arbeitslosenquoten in Niedersachsen betrug im letzten Jahr 5,8 Prozent. Ohne die Finanzierung der Kurzarbeit wäre die Zahl der Arbeitslosen in der Grafschaft Bentheim und im Emsland wohl deutlich höher ausgefallen, berichtet René Duvinage im Gespräch mit der SPD-Bundestagsabgeordneten De Ridder. „Es zeigt sich, dass das Kurzarbeitergeld, das durch Arbeits- und Sozialminister Hubertus Heil ausgebaut wurde, ein wirkungsvolles Instrument ist, unsere hiesigen Arbeitsplätze zu sichern und Brücken über die Zeit der Corona-Krise zu bauen. Wir müssen durch die Krise aber auch lernen, dass wir den Menschen weitere Zeitsouveränität zubilligen müssen – und dies nicht nur, wenn sie Kinder Betreuung und Care-Aufgaben zu bewältigen haben. Immer dort, wo es möglich ist, sollten Arbeitgeber die Möglichkeit zum Homeoffice einräumen, aber auch etwa in der Produktion für gute Arbeitsbedingungen und für eine adäquate Bezahlung sorgen, denn auch diese Arbeitsplätze sind systemrelevant“, zeigt sich De Ridder überzeugt. 

Trotz der anhaltenden Pandemie und der hohen Infektionszahlen sei der Arbeitsmarkt an Ems und Vechte in einer robusten Verfassung, erläutert Duvinage. Derzeit profitieren die erwerbslosen Menschen in der Region von der verstärkten Wiedereinstellung in den wetterabgängigen Branchen und der saisonbedingten Beschäftigungssituation – in den Frühjahrsmonaten werde mehr Personal eingestellt. Zudem habe der Landkreis Grafschaft Bentheim – einstiger Standort der Textilindustrie – in den vergangenen Jahrzehnten schon einmal einen erfolgreichen wirtschaftlichen Strukturwandel vollzogen: Zahlreiche Arbeitsplätze wurden so im verarbeitenden Gewerbe etwa der Metall- oder Kunststoffverarbeitung sowie im unternehmensbezogenen Dienstleistungssektor geschaffen, führt die SPD-Bundestagsabgeordnete aus und zeigt sich optimistisch, dass diese Krise auch von den Menschen gemeistert werden wird.

Ein weiteres Gesprächsthema waren Personengruppen, die besonders von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise betroffen sind: Frauen und junge Menschen. Frauen arbeiten häufiger als Männer in Wirtschaftsbereiche wie der Gastronomie oder im Einzelhandel, die aktuell sehr stark vom Lockdown bzw. von der Pandemie stark betroffen sind. Zudem fielen zahlreiche Minijobs weg, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden, um ein zusätzliches Einkommen für den Unterhalt ihrer Familie zu leisten. Doch geringfügig Beschäftigte haben weder Anspruch auf Leistungen aus der gesetzlichen Arbeitslosenversicherung noch auf die Auszahlung von Kurzarbeitergeld. Hier sei es unbedingt notwendig, für Qualifizierungsmaßnahmen und Beschäftigung Sorge zu tragen.

Auch junge Menschen zählen zu den Krisenverlierern, denn es haben sich die Chancen auf einen Ausbildungsplatz erheblich verschlechtert – zahlreiche Unternehmen verzichten angesichts der unsicheren Lage darauf, Ausbildungsplätze zu schaffen. Doch wenn Ausbildungsplätze in dieser schwierigen Zeit nicht ausreichend zur Verfügung gestellt werden, drohe nach der Pandemie ein Fachkräftemangel. Dies sei nicht im Interesse der Unternehmen in der Grafschaft Bentheim und im Emsland, sind De Ridder und Duvinage überzeugt. Daher appellieren sie, auch in diesem Jahr jungen Menschen eine Chance in den Berufseinstieg zu geben, denn die Auszubildenden von heute seien schließlich die Fachkräfte von morgen, die so dringend gesucht werden.

Die Bundesregierung hat jüngst auf Initiative des Arbeitsministers Hubertus Heils (SPD) die Stärkung des Ausbildungsmarktes in der Corona-Krise beschlossen. Insgesamt werden mit dem Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ rund 700 Millionen Euro zur Verfügung gestellt: So sollen Unternehmen mit bis zu 500 Beschäftigen, die mit großen Umsatzeinbrüchen und Kurzarbeit kämpfen, 4.000 Euro pro Ausbildungsplatz bekommen, wenn sie ihre Ausbildungsplätze erhalten, für zusätzliche Ausbildungsplätze soll es 6.000 Euro geben. Darüber hinaus will sich der Bund an der Finanzierung von Lehrgängen für Auszubildende beteiligen, die vor der Abschlussprüfung stehen.

„Die derzeitige Corona-Pandemie darf keinesfalls zur Ausbildungs- oder Fachkräftekrise werden. Wir müssen Sorge dafür tragen, dass das Angebot an Ausbildungsplätzen so groß wie möglich aufrechterhalten werden kann. Um Unternehmen hierbei gezielt zu unterstützen, hat unser Arbeitsminister Hubertus Heil entsprechende Maßnahmen auf den Weg gebracht. Eine gute Ausbildung ist wesentlich für ein gutes und sicheres Erwerbsleben. Das müssen wir jungen Menschen auch in der derzeitigen Krisenzeit ermöglichen“, bekräftigt De Ridder abschließend.

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