Runder Tisch Landwirtschaft und Umweltschutz – Solidarisch für unsere gemeinsame Lebensgrundlage

Nordhorn. Zu ihrer Veranstaltung „Runder Tisch Landwirtschaft und Umweltschutz – Solidarisch für unsere gemeinsame Lebensgrundlage“ hatte die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Daniela De Ridder den Vorsitzenden des Landwirtschaftlichen Kreisvereins, Hermann Heilker, den Vorsitzenden des NABU, Gerhard Busmann, den Vorsitzenden des Kreisimkerverbandes, Rainer Drescher, sowie die Kreislandfrau Alide Kolde eingeladen. De Ridder betont, dass Umwelt- und Naturschutz nur dann gelingen können, wenn alle beteiligten Akteure an einem Strang ziehen.

In Deutschland sind Tausende Menschen auf der Straße und machen sich für ihre Anliegen stark. Auf der einen Seite fordern die „Fridays-for-Future“-Aktivisten die Politik dazu auf, mehr für den Klima- und Umweltschutz zu tun. Dabei sehen sie neben der Industrie vor allem die Landwirtschaft in der Pflicht, einen Beitrag zur Reduktion von CO2 zu leisten, auf Pestizideinsatz zum Schutz der Insekten zu verzichten und die Gewässer nicht durch Überdüngung übermäßig zu belasten.  Auf der anderen Seite machten sich in den vergangenen Wochen Tausende Bauern mit ihren Treckern auf den Weg in deutsche Innenstädte, um ihren Ärger gegen diese neuen Umweltauflagen Luft zu machen – den Landwirtinnen und Landwirte stehen unter einem starken Preisdruck.

„Die Bewahrung unserer Lebensgrundlage bedeutet sowohl unsere Umwelt und das Klima zu schützen, aber auch, den Landwirtinnen und Landwirten ein stabiles Einkommen für ihre Arbeit zu ermöglichen. Dass dies kein Widerspruch ist, hat die Diskussionsrunde mit meinen Gästen gezeigt. Umwelt- und Naturschutz kann nur dann gelingen, wenn alle beteiligten Akteure an einem Strang ziehen – dafür müssen wir aber auch das Bewusstsein in der gesamten Gesellschaft entschlossen stärken“, berichtet Dr. Daniela De Ridder, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Mittelems.

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Gleich zu Beginn der Veranstaltung machte Hermann Heilker, selbst Landwirt in Wietmarschen, seine Unterstützung für die zahlreichen Protestaktionen der Landwirte deutlich: Viele landwirtschaftlichen Betriebe fürchten um ihre Existenz, sollten die Pläne der Bundesregierung umgesetzt werden. Heilker forderte, dass die Politik mit den Landwirte vorher spreche, denn Naturschutz sei nur mit und nicht gegen die Landwirte umsetzbar. Auch Alide Kolde wehrt sich gegen das schlechte Image, welches die Landwirte aktuell zugeschrieben bekommen: Kinder aus landwirtschaftlichen Familien würden in der Schule als Umweltverschmutzer beschimpft. Zudem fehle es an Wertschätzung und gesellschaftlicher Akzeptanz für die unzähligen Landfrauen und Landwirte für ihre Arbeit. Sie wünsche sich von der Politik mehr Planungssicherheit, damit auch die jungen Landwirte die Familienbetriebe weiterführen können.

Die Mitgliederzahlen in Natur- und Umweltschutzverbänden steige in den letzten Jahren kontinuierlich an, freut sich Rainer Drescher. Natur- und Artenschutz habe in Deutschland wieder einen festen Stellenwert im Bewusstsein der Menschen eingenommen. Im Alltag bemerken die Bürgerinnen und Bürger gerade im ländlichen Raum immer mehr, dass weniger Insekten unterwegs sind, sagt Gerhard Busmann. Das dramatische Insekten- und Artensterben müsse unverzüglich gestoppt werden. Hierzu könne jeder seinen persönlichen Beitrag leisten: Etwa auf den Einsatz von Pestiziden verzichten oder anstelle von Steinwüsten und Kiesbeeten in Vorgärten Lebensräume für Insekten schaffen. Auch die Landwirte können mit Blühstreifen einen wichtigen Beitrag leisten. Allerdings müsse hier die Politik die Landwirte unterstützen und die hohe Bürokratisierung abbauen, fordert Drescher.

Ein kontrovers diskutiertes Thema war die Verschärfung der Düngeverordnung, die 2020 in Kraft treten soll. Demnach dürfen Landwirte zukünftig deutlich weniger Düngemittel einsetzen. Dies soll dazu führen, die Nitratbelastung im Grundwasser zu verringern. Hermann Heilker wies in der Diskussion darauf hin, dass die Qualität des deutschen Trinkwassers auf sehr hohem Niveau sei und kündigte eine entsprechende Klage an. Die Umweltschützer argumentieren hingegen, dass zur Sicherstellung der Trinkwasserqualität die Wasserwerke teure Gegenmaßnahmen (mögliche Erhöhung der Trinkwasserpreise von bis zu 45 Prozent) ergreifen müssen. Diese Kosten trage der Verbraucher.

Umstritten war zudem die Förderung der Agrarsubventionen. Hier resümierte Gerhard Busmann, dass die Agrarsubventionen der EU nicht transparent, ungerecht und in großen Teilen umweltschädlich seien. Ein überwiegender Anteil wird mittels pauschaler Flächenprämien ohne konkrete Gegenleistung gezahlt. Hier gelte es, die Subventionen zielgerichteter einzusetzen, um diejenigen zu belohnen, die sich stärker für den Naturschutz einsetzen. Zudem forderte er die Politik auf, das Klimapaket ernster zu nehmen. So sprach er sich, ohne eine konkrete Zahl zu nennen, für eine stärkere Besteuerung des Kohlenstoffdioxid-Ausstoßes aus. Darüber hinaus soll auf Autobahnen eine Höchstgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern eingeführt werden.

Für alle Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer steht fest, dass letztlich das Konsumverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher von großer Bedeutung ist. Ist der Kunde bereit, mehr Geld für Fleisch und landwirtschaftliche Produkte auszugeben, dann kann der Wandel zum Wohle aller auch gelingen. „Es ist wichtig, dass Umweltschützer und Landwirte gemeinsam in den Dialog treten. Denn eines ist klar, Umwelt- und Naturschutz kann nur dann gelingen, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen“, bekräftigt De Ridder abschließend.

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