Kluge Öffnungsstrategie und perspektivische Stufenpläne

Grafschaft Bentheim/Emsland. Dr. Daniela De Ridder setzt in einer Video-Schalte ihr Gespräch mit den Vertretern des Hotelier- und Gaststättenverbandes DEHOGA Heinrich Neerschulte, Tobias Greive, Daniel Heilemann und dem Getränkegroßfachhändler Jens Hüsemann fort und erkundigt sich über die Situation in der Branche. Dabei wurde deutlich, dass Hotels und Gaststätten in der Lage sind, tragfähige Hygienekonzepte aufzustellen und sich auch auf einen langfristigen „Corona-Betrieb“ eingestellt haben, aber ebenso wie der Handel auch eine langfristige Perspektive und eine Öffnungsstrategie brauchen.

„Das oberste Ziel unserer gesamten Politik in der Corona-Pandemie war von Beginn an der Schutz vor der tödlichen Viruserkrankung. Es war und ist auch weiter geboten, Infektionen zu vermeiden, damit das Gesundheitssystem nicht überlastet wird und jeder schwerere Krankheitsverlauf angemessen behandelt werden kann. Um dies zu erreichen, hat die Politik der Gesellschaft große Einschränkungen zugemutet. Gerade Tourismus und Hotellerie sind im Lockdown besonders betroffen. Das Gespräch mit  Branchenvertretern aus der Grafschaft Bentheim und dem Emsland habe ich dank des Einblickes in den derzeitigen Hotelbetrieb als äußerst aufschlussreich empfunden und ich habe ihr Feedback dankbar angenommen. Vieles daran werde ich im Gespräch mit unseren verantwortlichen Entscheidungsträger*innen direkt im politischen Berlin besprechen“, erklärt Dr. Daniela De Ridder, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Mittelems

Im Gespräch bekräftigte Daniel Heilemann, Vorsitzender des DEGOGA-Kreisverbandes in der Grafschaft Bentheim, die Notwendigkeit von Planungssicherheit für die Branche. Die Betriebe benötigten eine planerische Vorlaufzeit, um auf neue Öffnungsphasen vorbereitet zu sein. Zudem seien die unterschiedlichen Auflagen in den jeweiligen Bundesländern gerade für Hoteliers in den Grenzregionen und deren Gäste oft schwer nachvollziehbar und hinderlich.

Dem schließt sich auch der Getränkehändler Jens Hüsemann an. Auch er könne nicht auf kurzfristige Öffnungsstrategien reagieren. Der Stufenplan des Landes Niedersachsen sei jedoch im Kern hilfreich, lasse jedoch noch einige Fragen offen. Die Kurzarbeit und die Erstattung von Lohnnebenkosten waren für Hüsemann eine gute Hilfe in der Krise und würden auch nach dem Sommer weiter gebraucht, da ein Ende der Pandemie noch nicht absehbar sei. Tobias Greive, Vorsitzender des DEHOGA-Kreisverbandes Meppen, wünscht sich einen bundeseinheitlichen Stufenplan für die Öffnungen und hofft den Restaurantbereich seines Hotels bald wieder für seine Gäste öffnen zu können. Bisher müssten die Gäste ihr Essen auf ihr Zimmer bestellen und alleine einnehmen. Eine Perspektive ist für Heinrich Neerschulte auch für seine Beschäftigten erforderlich. Viele müssten sonst bald anfangen sich einen neuen Job zu suchen und würden gerade dann fehlen, wenn die Hotels schließlich doch wieder öffnen könnten.

Der Stufenplan der Niedersächsischen Landesregierung sieht Richtlinien für private und öffentliche Zusammenkünfte, politische Versammlungen und Demonstrationen, Messen und Märkte, sowie Veranstaltungen wie etwa Sportereignisse, Kinovorstellungen oder Theater vor. Maßgebend ist hierbei das Infektionsgeschehen, das in sechs Stufen von einem geringen bis zu einem eskalierenden Infektionsgeschehen gegliedert ist. So können hiervon abhängig etwa Personenzahlen bei Veranstaltungen festgeschrieben werden oder Richtlinien für Öffnungen von Restaurants und Hotels entnommen werden.

„Im Blick auf die Impfkampagne der Bundesregierung bin ich verhalten optimistisch, dass sich die Lage dann entspannen wird, wenn alle Hindernisse durch den Bundesminister für Gesundheit beseitigt sind. Für die gemachten Fehler bitte ich um Nachsicht. Ich verstehe sehr gut, dass die Nerven der Hoteliers und Gastronomen blank liegen. Eine Vollauslastung von Hotels und Gastgewerbe bis 2022 erscheint mir aber zum jetzigen Zeitpunkt noch unrealistisch zu sein. Ziel muss es daher sein, einen Weg zu finden, wie wir langfristig mit der Pandemie leben können und dabei möglichst wenig Bereiche des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens im Land schließen müssen. Eine kluge Öffnungsstrategie, die zumindest mittelfristig Perspektiven bietet, ist daher zwingend notwendig, um den Betrieben und ihren Angestellten eine Perspektive zu bieten. Sie haben bereits im letzten Jahr gezeigt, dass sie wirksame Hygienekonzepte entwickeln können und dieser Leistung sollte auch Rechnung getragen werden“, bekräftigt De Ridder abschließend.

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