Meppen. Zu ihrem Fachgespräch mit den emsländischen Gleichstellungsbeauftragten begrüßte die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Daniela De Ridder die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Eva Högl, in Meppen. De Ridder bekräftigt, dass der Einsatz für Frauenrechte angesichts des Erstarkens rechtspopulistischer Tendenzen mehr denn je notwendig ist.
Auf Einladung von Marlies Kohne führten die beiden SPD-Bundestagsabgeordneten ein facettenreiches Gespräch mit den kommunalen Gleichstellungsbeauftragten. Auch Landrat Reinhard Winter nahm mit großem Interesse an diesem Gespräch teil. Im Fokus der Diskussion standen neben dem Lohnunterschied von Frauen und Männer die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Führungspositionen und politischen Entscheidungsgremien.
„Gleiche Chancen für Frauen und Männer müssen in unserer Gesellschaft häufig erst noch erkämpft werden – Gleichberechtigung kommt nicht von alleine. Im Gegenteil: Die MeToo-Debatte und die Erinnerung an 100 Jahre Frauenwahlrecht führen uns erneut vor Augen, dass Frauen weiterhin für ihre Rechte eintreten und kämpfen müssen. Obwohl im Grundgesetz die Gleichberechtigung von Frauen und Männern rechtlich verankert ist, ist die gesellschaftliche Realität auch heute noch in vielen Bereichen entwicklungsfähig. Daher steht die Politik in der Pflicht, notwendige gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Frauen in unserer Gesellschaft weiter gestärkt werden und Männer die Chance haben, sich mehr um Familie und Pflege kümmern zu können“, erklärt Dr. Daniela De Ridder, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Mittelems.
Nach der Begrüßung durch Landrat Reinhard Winter wiesen die Gleichstellungsbeauftragten gleich zu Beginn der Diskussion auf die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen hin. Derzeit erhielten Frauen in Deutschland noch immer deutlich weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen. Der ‚Gender Pay Gap‘, also die geschlechtsspezifische Lohnlücke, betrage laut Statistischem Bundesamt 21 Prozent und habe sich seit 15 Jahren kaum verringert.
Die Gleichstellungsbeauftragten, De Ridder und Högl sind sich einig, dass die Politik in der Pflicht stehe, diesen Missstand schnellstmöglich zu beheben. So führte Högl aus, dass auf Initiative der SPD-Bundestagsfraktion Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten seit 2018 dazu verpflichtet sind, ihre Gehaltslisten offenzulegen, um Lohndiskriminierung zu vermeiden. Darüber hinaus sei eine Aufwertung und bessere soziale Anerkennung von Berufen, in denen vorwiegend Frauen beschäftigt sind, notwendig – etwa durch eine tarifgebundene Bezahlung von Pflegefachkräften oder die Abschaffung des Schulgeldes für Gesundheitsberufe. Marlies Kohne machte deutlich, dass jedoch auch Mädchen und junge Frauen stärker motiviert werden müssen, um traditionelle Rollenbilder zu durchbrechen und den Anteil von Frauen in naturwissenschaftlichen und technischen Berufen sowie in Führungspositionen zu erhöhen.
Nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in politischen Repräsentationsgremien ist die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts längst nicht erreicht – derzeit liegt der Frauenanteil im Deutschen Bundestag bei nur 31 Prozent, auf kommunaler Ebene bei durchschnittlich 25 Prozent. Eine Möglichkeit, dass Frauen und Männer paritätisch in politischen Mandaten und Ämtern repräsentiert werden, sei die Einführung des Paritätsgesetzes, das Parteien dazu auffordert, ihre Liste zu quotieren, so Högl.
Darüber hinaus betonten die Gleichstellungsbeauftragten die Wichtigkeit der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ein lebhaftes Diskussionsthema, das viele der Anwesenden beschäftigte: Frauen und auch immer mehr Männer wünschen sich mehr Flexibilität bei den Arbeitszeitmodellen, um den Beruf, das Familienleben und vermehrt auch Pflege- und Sorgetätigkeiten besser miteinander zu vereinbaren. „Hier hat die SPD bereits mit dem Ausbau des Angebots an Kinderbetreuung, der Einführung des Elterngeldes und dem Rückkehrrecht von Teilzeit auf Vollzeit viele wegweisende Gesetze auf den Weg gebracht. Homeoffice ist eine gute Chance, Wegzeiten zu vermeiden und zugleich eine Vertrauensarbeitszeit, die unbedingt mehr genutzt werden sollte. Wir müssen die Chancen von Digitalisierung und Telekommunikation noch deutlich besser nutzen“, so De Ridder weiter.
Gefragt nach konkreten Verbesserungswünschen wiesen die ehrenamtlichen Gleichstellungsbeauftragten darauf hin, dass sie sich mehr Wertschätzung für ihre wertvolle und wichtige Arbeit wünschen: Eine Form sei zum Beispiel die Freistellung beim Arbeitgeber für ihre Tätigkeit oder die Auszahlung von Sitzungeldern. Auch eine gesamtgesellschaftliche Aufwertung durch Schaffung von mehr hauptamtlichen Stellen wäre, aus Sicht der Gleichstellungsbeauftragten, wünschenswert, damit eine bessere Präsenz in den Rathäusern und politischen Entscheidungsgremien wie auch in der öffentlichen Wahrnehmung gewährleistet werden könne.
„Die lebhafte Diskussion hat uns vor Augen geführt, dass es nach wie vor einen großen Handlungsbedarf in der Frauen- und Gleichstellungspolitik gibt. Daher ist es für uns in der SPD unerlässlich, dass wir weiter vehement für die Rechte von Frauen und Mädchen eintreten und kämpfen – sowohl kommunal, national als auch international. Zugleich müssen wir die Chancen von Männern in der Familie ausbauen und stereotype Männlichkeitsbilder durchbrechen. Und wir wissen, dass wir dazu mit unserer kommunalen Gleichstellungsbeauftragten starke Fürsprecherinnen an unserer Seite haben“, bekräftigt De Ridder.