Karl Twenning erklärte dabei auch die praktische Funktion der Biogasanlage: „Wenn kein Storm benötigt wird, kann die Anlage per Fernsteuerung abgeschaltet werden und verschwendet somit keine Ressourcen und Energie. Biogasanlagen verhindern das Problem der Überproduktion“. Die Anlage, die 2012 erbaut wurde, versorgt bereits die umliegenden Betriebe durch Rohrleitungen mit Strom und Wärme. Insgesamt könnten derzeit über 100 Haushalte beliefert werden, erläuterte der Betreiber.
Die Biogasanlage werde mit Zuckerrüben, Mais und Gülle versorgt, die Rohstoffe dazu vorher fein gemahlen. Im flüssigen Zustand gelangen sie dann in den Behälter. Durch die Gärung der Substanzen anhand von Bakterien entstehen Biogase. Dieser natürliche Vorgang findet in einem großen Gärbehälter statt, dem Fermenter. Die Biogasanlage in Ahlde erzeugt bei Volllast 380kW. In wenigen Monaten wird sich die Kapazität der Stromerzeugung dank eines Verfahren der Nachgärung der Stoffe auf 515kW erhöhen. Der Säuregehalt der Anlage wird wöchentlich mehrfach überprüft, sodass der genormte Bakteriengehalt eingehalten wird.
Dr. De Ridder schlägt vor, einen Energie-Dialog für den Raum Mittelems ins Leben zu rufen, bei dem neben Unternehmen der konventionellen Energieerzeugung auch die Produzenten alternativen Energiegewinnung beteiligt sein sollten. „Politik muss vorausschauend planen; dies gilt ganz besonders für die Energieversorgung in unserer Region“, so Dr. De Ridder wörtlich. Der Energie-Dialog, bei dem sich Unternehmen, Betreiber und Politik austauschen können, hält Twenning für sinnvoll, er würde dies mit großem Interesse verfolgen. So hegt er die Hoffnung, dass dort auch die zurzeit völlig überhöhten Pachtpreise für landwirtschaftliche Nutzflächen thematisiert werden könnten: „Der Boden ist knapp und teuer“, sagte Twenning. Dr. De Ridder bestätigte dies: Im Emsland gebe es einen explosionsartigen Anstieg bei den Pachtpreisen für landwirtschaftliche Flächen, zuweilen habe sich der Pachtpreis vervierfacht. So sei der Preis der Pacht insbesondere für Ackerland auf 500 Euro hochgeschnellt: „Für viele unserer Landwirte ist das existenzgefährdend“, monierte die SPD-Politikerin.
Nicht unkritisch sahen Dr. De Ridder und Karl Twenning das Gülleproblem: Der Überschuss an Gülle verursache die Überdüngung der Ackerflächen und berge somit häufig das Risiko einer Verschmutzung des Grundwassers. Twenning sieht jedoch keine Lösung darin, dass die Gülle etwa nach Mecklenburg-Vorpommern gefahren und dort entsorgt werde. Die Transportkosten seien jetzt schon beträchtlich und verursachten zudem eine erhebliche Co²-Belastung durch das hohe Aufkommen im Straßenverkehr. Sein Anliegen sei es, dass Forschung und Entwicklung bei der Separierung der Gülle ansetzen müsse: So müssten Nährstoffe aus Güllebetrieben konzentriert werden, um sie aus Überschussregionen herauszuschaffen. Für Biogasanlage könne dieser Feststoff ein interessantes Material sein, das auch dazu diene, Maisanbaufläche einzusparen; zugleich könne dieser ein vollwertiger Ersatz für Mineraldünger sein. Auch hierzu wollen Dr. De Ridder und Twenning im Gespräch bleiben.