Brauchtum mit Leidenschaft bewahren – Zu Besuch beim Heimatverein Beesten

Beesten. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Daniela De Ridder besuchte gemeinsam mit Corinna Finke, der Vorsitzenden des SPD-Ortsverbandes Freren, den Heimatverein Beesten. Dabei kam sie mit dem Vorsitzenden Horst Schlei, dem Ehrenvorsitzenden Otto Teipen sowie mit Godehard Ritz, dem Samtgemeindebürgermeister von Freren und Werner Achteresch, dem Bürgermeister von Beesten, ins Gespräch. De Ridder betont, dass Heimatvereine eine wertvolle Arbeit und einen sehr wertvollen Beitrag zum Zusammenhalt der Gemeinschaft leisten.

„Das Interesse an Geschichte und Geschichten, die sich einst direkt vor der eigenen Haustür ereigneten, ist ungebrochen. Ob durch das Archivieren und Sammeln historischer Dokumente oder das Restaurieren von Gebäuden und Gerätschaften so wie hier in Beesten – mit ihrer wertvollen Arbeit stärken die Heimatfreunde das Bewusstsein für lokale und regionale Geschichte und bewahren die Zeugnisse der Vergangenheit für nachfolgende Generationen. Das ist gerade auch für den Zusammenhalt der Gemeinschaft von großer Bedeutung. Auch in Beesten gibt es dank des herausragenden Engagements der ehrenamtlichen Vereinsmitglieder viel über die Geschichte der Tödden in der ehemaligen Grafschaft Lingen zu entdecken“, freut sich Dr. Daniela De Ridder, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Mittelems.

Tödden – das ist für viele Menschen im südlichen Emsland stets ein Begriff, denn Tödden waren einst wandernde Kaufleute aus der ehemaligen Grafschaft Lingen, die seit dem 17. Jahrhundert regen Handel mit Textilien und Leinen betrieben. Ihre wichtigsten Handelsrouten führten zunächst in die Niederlande. Die Holländer nutzen das Leinen als Segeltuch für ihre Segelschiffe sowie für wetterfeste Kleidung. Mit der Erschließung immer neuer Absatzgebiete und der starken Nachfrage entstand in den Heimatorten der Tödden ein gewisser Wohlstand – so auch in Beesten. Ein Zeugnis aus dieser Zeit ist das Töddenhaus Urschen, das die Gemeinde Beesten 2007 erwarb und in Zusammenarbeit mit dem 160 mitgliederstarken Heimatverein vier Jahre später liebevoll und unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten restaurierte.

„Es ist spannend zu erfahren, dass sich bereits vor 500 Jahren Tödden über Grenzen hinweg auf den Weg gemacht haben, um Handelsbeziehungen mit anderen Ländern aufzubauen. Als stellvertretende Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses bin ich auch für das Thema Außen- und Handelsbeziehungen zuständig. Vor dem Hintergrund wachsender globaler Wirtschaftskrisen oder gar drohender Handelskriege zeigt der Töddenhandel eindrucksvoll, dass sich internationale Handelsbeziehungen schon immer gelohnt haben und sie vor allem friedensstiftend gewirkt haben. Die eindrucksvolle Arbeit des Heimatvereins baut also eine Brücke zwischen unserem historischen Erbe und unserer globalisierten Gegenwart – ein wichtiger Zusammenhang, der nicht in Vergessenheit geraten darf“, bekräftigt De Ridder.

Das beeindruckende Fachwerkhaus an der Mühlenstraße kann auf eine sehr lange Geschichte zurückblicken: Im Jahre 1570 wurde die Hofstelle erstmals unter dem Bewohner Johan Moller erwähnt. Den Beinamen „Urschen“ führte dann Gerdt Möller ab dem Jahr 1684. Typisch für die Bauweise der Kaufmannshäuser ist der relativ kleine Dielenteil für die Landwirtschaft, dem ein ausgeprägter Wohnteil mit hohen Fenstern gegenübersteht. In der Stube erledigte der Kaufmann die Schreibarbeiten und die Buchhaltung. Voller Stolz präsentierten Schlei und Teipen den SPD-Politikerinnen die reich dekorierte Herdwand sowie die zweigeschossige „Butzenwand“ mit Schrankbetten in der Wand zwischen Stube und Upkammer. Heute wird das Haus vielfältig genutzt: Im Erdgeschoss ist ein Gemeindebüro als Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger eingerichtet worden, im Obergeschoss bewahrt der Heimatverein sein Archiv auf. Zudem finden hier auch die Gemeinderatssitzungen statt; äußerst beliebt sind die geschichtsträchtigen Räumlichkeiten auch für romantische Hochzeiten.

Gefragt nach konkreten Verbesserungswünschen wies Schlei darauf hin, dass ehrenamtliche Vereine mit wachsenden bürokratischen Anforderungen und Gebühren belastet werden. Diese gelte es abzubauen, um Menschen für die ehrenamtliche Arbeit, insbesondere auch für Leitungspositionen, gewinnen zu können und Vereinen mehr finanziellen Spielraum zu lassen. Auch mehr Unterstützung bei der Lagerung und Archivierung, Transkription und Übersetzung von wertvollen historischen Dokumenten sowie eine wissenschaftlichen Begleitung des kulturhistorischen Erbes, so Schlei, wären wünschenswert.

De Ridder, die sich bereits im vergangenen Jahr an das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) gewandt hat, um für eine bessere finanzielle und konzeptionelle Unterstützung der Heimat- und Brauchtumsvereine zu werben, nahm diese Äußerung unmittelbar zum Anlass, erneut ein Schreiben an den zuständigen Minister Seehofer zu richten. „Es ist für mich ein Herzensanliegen, die Arbeit der engagierten Frauen und Männer für den Erhalt unserer Kulturschätze im Emsland und der Grafschaft Bentheim zu unterstützen. Durch ihr tatkräftiges Engagement leisten sie einen substanziellen Beitrag, um unsere Heimat zu einer starken Kultur- und Tourismusregion auszubauen und dabei zugleich unser kollektives Wissen über unsere hochinteressanten geschichtlichen Zusammenhänge auszubauen“, sagt De Ridder stolz.

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