Lingen. Auf dem Podium des Sozialverbandes Deutschland e.V. (SoVD) in Lingen diskutierten die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Daniela De Ridder und der FDP-Bundestagsabgeordnete Jens Beeck über die Inklusion von Menschen mit Handicap in den ersten Arbeitsmarkt. Die Statistik zeigt, dass unter den Menschen mit Beeinträchtigung eine Arbeitslosenquote von rund 12,4 Prozent zu verzeichnen ist (2016), was somit deutlich über dem allgemeinen Durchschnitt von 7,8 Prozent liegt. De Ridder hob hervor, dass es für eine gelungene Inklusion – neben den politisch notwendigen Rahmenbedingungen – des Engagements der Politik auf Bundes-, Landes- und regionaler Ebene sowie der Unternehmen und der Zivilgesellschaft bedarf. Daher forderte De Ridder einen Runden Tisch Inklusion bei dem Betroffenenverbände, Unternehmen und Politik zusammenbringt.
„Die Inklusion ist eines der sozialpolitischen Schlüsselthemen zur Verwirklichung eines gleichberechtigten und solidarischen Gemeinwesens. Als Sozialdemokratin ist es mir ein besonders wichtiges Anliegen Chancengleichheit zu schaffen und Menschen mit Handicap auch in den ersten Arbeitsmarkt einzubinden. Schließlich eröffnet die Inklusion auf dem Arbeitsmarkt den Menschen nicht nur Chancen, sondern ist darüber hinaus Ausdruck eines selbstbestimmten Lebens. Mir geht es dabei auch um die Würde der betroffenen Menschen. Im Koalitionsvertrag konnten wir die ‚Assistierte Ausbildung‘ um zwei Jahre verlängern und streben eine Weiterentwicklung an. Darüber hinaus soll geklärt werden, wie Menschen mit Beeinträchtigungen, die eigentlich als nicht ausbildungsfähig gelten, durch Teilqualifizierungen ein schrittweiser Einstieg in eine anerkannte Ausbildung ermöglicht werden kann“, erklärt Dr. Daniela De Ridder, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Mittelems.
Moderiert wurde die Diskussion von nach den einleitenden Worten des Vorsitzenden des SoVD-Ortsverbandes Lingen, Siegfried Gebbeken, von Dr. Heinrich Schepers. Auf dem Podium beteiligten sich neben den Bundestagsabgeordneten Dr. Daniela De Ridder und Jens Beeck auch Meike Janßen vom SoVD-Landesverband Niedersachsen, Petra Künsemüller, Beraterin des Netzwerks Inklusion beim Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft, EUTB-Peer-Beraterin Melanie Rüther und Martin Gerenkamp, Erster Kreisrat des Landkreises Emsland. De Ridder machte deutlich, dass es im Bereich der Inklusion in den vergangenen Jahren viel Bewegung gegeben hat: Durch das Bundesteilhabegesetz investiert der Bund ab 2020 rund 766 Millionen Euro mehr in die Inklusion. Auch wurden in den vergangenen Jahren durch Programme die unabhängigen Teilhabeberatungen gestärkt und bieten den Menschen mit Handicap und ihren Angehörigen eine Anlaufstelle für wichtige Fragen. Auch wurden für ein selbstbestimmtes Leben die Freibeträge um 25.000 Euro erhöht sowie der Wegfall der Anrechnung des Partnereinkommens und -vermögens beschlossen. De Ridder sieht in den Maßnahmen der vergangenen und aktuellen Legislaturperiode einen wichtigen Beitrag zur Förderung eines selbstbestimmten Lebens, bei dem die Menschen und ihre Familien gestärkt und ertüchtigt werden. Diesen Weg gilt es laut De Ridder konsequent fortzusetzen, was gerade für die Sozialdemokratie von besonderer Bedeutung ist.
Weiter fordert De Ridder einen „Runden Tisch“ zur Inklusion, bei dem sich neben den Betroffenenverbänden auch Unternehmen und Vertreterinnen der Politik ins Gespräch begeben sollten. Die SPD-Bundestagsabgeordnete De Ridder führte hierzu aus, dass ein Runder Tisch zu diesem Thema vor allem wegen der gesamtgesellschaftlichen Herausforderung der Inklusion notwendig ist: So müssen alle Akteure der Zivilgesellschaft an einem Strang ziehen, um im Zeichen der Solidargemeinschaft den Menschen mit Beeinträchtigung ein größtmögliches Maß an Selbstbestimmung zu ermöglichen. Auch die Forderung nach einer Entbürokratisierung, wie sie der FDP-Bundestagsabgeordnete Jens Beeck in die Diskussion einbrachte, müsse laut De Ridder Thema eines solchen Runden Tisches sein. Schließlich muss die Unterstützung zur Teilhabe selbst barrierefrei gestaltet sein.
„Vor meinem Bundestagsmandat habe ich zahlreiche Einrichtungen, Hochschulen und Kommunen in Sachen Vielfalt, Familienorientierung, Integration und Inklusion beraten und kenne das Tätigkeitsfeld also auch aus der eigenen Berufserfahrung sehr gut. Es freut mich daher sehr, dass der SoVD zur Diskussion eingeladen hat und wir über die nächsten Herausforderungen diskutieren konnten. Aus dem Gespräch nehme ich viele weitere Anregungen mit nach Berlin, weil wir durch unsere Regierungsarbeit die richtigen Rahmenbedingungen schaffen müssen. Aber es ist auch notwendig, dass sich vor Ort die Aktiven zu einem Trialog zusammenfinden, bei dem Politik, Betroffene und Unternehmen sich besser kennenlernen, austauschen und verständigen können. So können dann auch auf lokaler und regionaler Ebene ganz konkrete Vorhaben gemeinsam entwickelt werden. Ich weiß, dass wir uns nicht auf dem Erreichten ausruhen dürfen, sondern müssen weiter auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen und sie selbst zu Wort kommen lassen. Um dies zu unterstützen, stehe ich selbst gerne zur Verfügung“, bekräftigt De Ridder.