Auf dem Dorf ist es etwas langsamer, aber hier gibt es Stabilität

Bundestagsabgeordnete Daniela De Ridder nimmt am „Forum Caritas“ teil. Der strukturelle Wandel im städtischen und ländlichen Raum beschäftigt die Caritas im Bistum Osnabrück und das diesjährige „Forum Caritas“, das im NINO-Hochbau Nordhorn stattfand.Auf dem Podium saß unter anderem die niedersächsische Sozialministerin Cornelia Rundt.

Unter dem Titel „Stadt-Land-Zukunft“ diskutierten die niedersächsische Sozialministerin Cornelia Rundt, der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Dr. Hans-Jürgen Marcus, der Landrat des Landkreises Grafschaft Bentheim Friedrich Kethorn und Maria Dellwisch, die sich ehrenamtlich in Ostfriesland engagiert, über Herausforderungen, die sich aus Abwanderung und demografischem Wandel ergeben.

Die Sozialministerin ging in ihrem Vortrag insbesondere auf die Gesundheitsversorgung ein und auf die gravierenden Herausforderungen, die durch den Fachkräftemangel entstehen. Frau Rundt rückte dabei gleich zu Beginn die Dimensionen zurecht: „Wenn wir auf die Wirtschaftsbranchen in Niedersachsen schauen, dann steht an erster Stelle der Handel und bereits an zweiter Stelle die Gesundheitswirtschaft.“ Die Gesundheits- und Sozialwirtschaft sei nicht Kostgänger der Wirtschaft, sondern selber eine erhebliche Wirtschaftskraft.

Hinsichtlich der medizinischen und pflegerischen Versorgung in den ländlichen Regionen sieht die Ministerin Handlungsbedarf. „Hier werden wir noch deutlich nachlegen müssen, wenn wir zukünftig das nötige Fachpersonal gewinnen wollen.“

Dr. Hans-Jürgen Marcus ging der Frage nach, wie Armut im ländlichen Raum aussieht. Armut, so der Sozialexperte, sehe auf dem Land anders aus als in der Stadt; unter anderem gäbe es auf den Dörfern kaum sichtbare Brennpunkte: „Auf dem Land versteckt Armut sich. Wir müssen das Thema Armut im ländlichen Raum enttabuisieren!“
Diese Wahrnehmung bestätigte Maria Dellwisch, die in Aurich ehrenamtlich im „Anpackerkreis“ mitmacht und dort armen Menschen hilft: „Die Leute schämen sich, dass sie arm sind. Oft kommen sie dann viel zu spät, wenn sie Hilfe brauchen,  zum Beispiel,  wenn der Strom schon abgeschaltet ist.“

Landrat Kethorn unterstrich, dass die wichtigste Hilfe gegen Armut eine Arbeitsstelle sei: „Die größte sozialpolitische Aufgabe ist es, Menschen in Arbeit zu bringen.“ Diese Aufgabe habe im Landkreis Grafschaft Bentheim hohe Priorität, was eine Arbeitslosenquote von nur 3,8% belege.

Eine ganz eigene Facette brachte abschließend der Diözesanvorsitzende der katholischen Landjugendbewegung (KLJB), Michael Engbers, in die Diskussion. Der 22jährige ist nach seinem Studium zurück in sein emsländisches Heimatdorf gezogen. Engbers findet das Leben auf dem Land attraktiv und weiß, dass es vielen seiner Altersgenossen ähnlich geht: „Junge Menschen haben Deutschland und die Welt schon gesehen. Wir können heute alles haben, sehr schnell. Zuhause auf dem Dorf ist es vielleicht etwas langsamer. Da weiß ich, wo ich hingehöre, da finde ich Stabilität.“ Zugleich müssten jedoch viele Dinge verbessert werden wie zum Beispiel die Internetversorgung oder die Mobilität.

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