Armut führt zu gesellschaftlicher Isolierung – SPD-Bundestagskandidatin Dr. Daniela De Ridder besuchte Nordhorner Tafel

Dass Armut Menschen vom gesellschaftlichen Leben ausschließt, sehen die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Nordhorner Tafel jeden Tag. Beim Besuch der SPD-Bundestagskandidatin Dr. Daniela De Ridder im „Café mittendrin“ berichteten Uschi und Wolfgang Vox, Vorstandsvorsitzender des Nordhorner Tafel e.V., und seine ehrenamtlichen Kolleginnen von ihren Erkenntnissen aus über zehn Jahren Tafel-Arbeit.

So sei der Kundenkreis der Tafel in diesem Jahr weiter angestiegen: Immer mehr Geringverdiener/Innen und Aufstocker/Innen nutzen aufgrund von Einkommensarmut die Angebote der Tafel. Dabei gehe es jedoch nicht nur um die Abgabe von Lebensmitteln, sondern auch um die Organisation von Freizeitaktivitäten wie Kinobesuchen oder Ausflugsfahrten. Wer arm sei, so das Ehepaar Vox, dürfe nicht auch noch sozial isoliert werden. Während inzwischen etwas offener über wachsende Kinderarmut gesprochen werde, bleibe die Armut im Alter jedoch eher eine verschämte Form der Armut. Immer mehr Rentnerinnen und Rentner nutzten den Service der Tafel.

Die Gesprächsteilnehmerinnen bestätigten, dass Armut enttabuisiert werden müsse: „Nur keinen Hunger zu haben, genügt noch nicht, denn die Menschen müssen auch am kulturellen Leben teilhaben können. Dies ist eine Frage von Lebensqualität und menschlicher Würde“, sagte De Ridder. Hier sieht insbesondere Uschi Vox als Geschäftsführerin der Tafel deutlichen Handlungsbedarf: Die Gesellschaft gönne es armen Menschen inzwischen, kostenfreie Lebensmittel von der Tafel zu beziehen, aber nicht den scheinbaren Luxus einer Theateraufführung oder eines Kinobesuches. Zwar gebe es bereits Organisationen, die Tickets für kulturelle Veranstaltungen bereithielten, aber es koste die Bedürftigen große Überwindung, als Bittsteller aufzutreten und ihre Armut erkennen zu geben. Besser sei eine zentrale Koordination, die nicht jedes Mal mit einem bürokratischen Aufwand verbunden sei.

Dr. Daniela De Ridder, die ebenfalls SPD-Kreisvorsitzende in der Grafschaft ist, bekräftigte ihre Forderung nach einem Armuts- und Reichtumsbericht auf Kreisebene. Ähnliches sei bereits 2007 vom Arbeitskreis Armut gefordert worden, betonte Wolfgang Vox, jedoch bis dato nicht umgesetzt worden. Daten hierfür seien zu genüge vorhanden, man müsse diese beim Jobcenter und bei den Jugendämtern nur noch abrufen und zusammenführen. Dass dies bislang noch nicht geschehen sei, findet Dr. Daniela De Ridder unverständlich: „Eine längerfristige Datenanalyse ist notwendig, um die Entwicklungen verfolgen zu können. Nur so können wir herausfinden, wo die Politik passgenau ansetzen muss, um die individuelle Situation der Menschen zu verbessern“, so Dr. Daniela De Ridder.

Weiterhin lobte Wolfgang Vox das hohe ehrenamtliche Engagement von Einzelpersonen, Unternehmen und Vereinen. Er kritisierte jedoch auch, dass die Tafeln von der Bundespolitik häufig zu wenig berücksichtigt würden. So konnten die Tafeln nicht von der Abwrackprämie profitieren und zahlten trotz Gemeinnützigkeit KFZ-Steuern, GEZ-Gebühren und die EEG-Umlage. Der SPD-Bundestagskandidatin gab er mit auf den Weg, dass es auf allen politischen Ebenen Armutsbeauftragte geben müsse.

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