Zweiter Runder Tisch „Landwirtschaft und Umweltschutz“ in Nordhorn

Nordhorn. Zu ihrer zweiten Veranstaltung aus der Reihe „Runder Tisch Landwirtschaft und Umweltschutz – Solidarisch für unsere gemeinsame Lebensgrundlage“ diskutierte die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Daniela De Ridder mit den Vorsitzenden des Landwirtschaftlichen Kreisvereins, Hermann Heilker, den Vorsitzenden des NABU, Gerhard Busmann, sowie den stellvertretenden Vorsitzenden des Kreisimkerverbandes, Gilbert Mack. Die ebenfalls eingeladene Kreislandfrau Alide Kolde hatte krankheitsbedingt absagen müssen. De Ridder betont, dass Umwelt- und Naturschutz nur dann gelingen können, wenn alle beteiligten Akteure an einem Strang ziehen.

„Die Bewahrung unserer Lebensgrundlage bedeutet sowohl unsere Umwelt und das Klima zu schützen als auch den Landwirtinnen und Landwirten Planungssicherheit für ihre Arbeit zu ermöglichen. Dies gilt zum einen für die bäuerliche Landwirtschaft und insbesondere für alle Junglandwirte, die sich überlegen, ob sie die Höfe ihrer Eltern übernehmen sollen oder sich lieber eine andere berufliche Perspektive suchen sollen. Vor rund zwei Monaten haben Vertreterinnen und Vertreter aus Landwirtschaft und Umweltschutz beim ersten Runden Tisch in Nordhorn konstruktiv, kontrovers und mit großer Leidenschaft darüber diskutiert, wie die Zukunft der Landwirtschaft in Einklang mit dem Umwelt- und Klimaschutz zu bringen ist. Es wurde deutlich, dass Umwelt- und Naturschutz nur dann gelingen können, wenn alle beteiligten Akteure an einem Strang ziehen. Die immer sichtbarer werdenden Probleme können wir nicht weiter ignorieren, das wäre fahrlässig. Um daher diesen wichtigen Dialog weiterzuführen, habe ich nun zu einer weiterer Folgeveranstaltung geladen, bei der konkrete Forderungen an die Landwirtschaft und an die Politik im Fokus standen“, berichtet Dr. Daniela De Ridder, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Mittelems.

Viel ist seit dem letzten runden Tisch passiert: Nach den Protesten der vergangenen Monate hat der Koalitionsausschluss beschlossen, den Landwirtinnen und Landwirten eine Milliarde Euro in den kommenden vier Jahren zur Verfügung zu stellen, um die von ihnen deutlich abgelehnte Verschärfung der Düngeverordnung abzufedern.

Gleich zu Beginn der Veranstaltung machte Hermann Heilker jedoch  deutlich, dass er diese „Bauernmilliarde“ ablehne. Es sei „Schweigegeld“, so der Vorsitzende des Grafschafter Landvolks wörtlich, mit dem versucht werde, die Landwirte ruhig zu stellen. Man sollte dieses Geld lieber in die Strafzahlungen an die EU stecken oder in Projekte investieren, die dem Tierwohl dienen. Die Landwirte bräuchten vielmehr verlässliche politische Rahmenbedingungen, damit sie finanzielle Planungssicherheit erhalten. Die Umweltschützer Gilbert Mack und Gerhard Busmann fordern, dass die EU-Politik kleinbäuerliche und mittelständische Familienbetriebe stärker bei der Verteilung von Agrarsubventionen unterstützen müsse. Derzeit werde ein überwiegender Anteil mittels pauschaler Flächenprämien ohne konkrete Gegenleistung gezahlt. Hier gelte es, die Subventionen zielgerichteter einzusetzen, um diejenigen zu belohnen, die sich stärker für den Naturschutz einsetzen. Von diesem Kurswechsel würden am Ende alle Seite profitieren: Die Natur und Umwelt, die Landwirtinnen und Landwirte sowie auch die Steuerzahler insgesamt. Hermann Heilker steht diesem Vorschlag durchaus positiv gegenüber. Allerdings seien viele Agrarbetriebe in Ostdeutschland gegen eine solche Veränderung, was eine bundesweite Regelung deutlich erschwere.

Dass es kein „Weiter so“ und das Aussitzen wichtiger Entscheidungen mehr geben kann, darin sind sich alle Podiumsgäste einig: Deutschland habe seit Jahren gegen geltendes EU-Recht verstoßen  – Strafzahlungen in Höhe von rund 800.000 Euro pro Tag sind die Folge. Anstatt über Lösungen zu sprechen, zweifeln die Landwirte Messstellen an, so Johann Hans, ehemaliger Geschäftsführer des Wasser- und Abwasser- Zweckverbandes Niedergrafschaft (WAZ). Trotz freiwilliger Kooperation zwischen Landwirtschaft und Wasserwirtschaft würden die Nitratwerte in einigen Brunnen seit Jahren eine steigende Tendenz aufweisen. Dies sei durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung und die damit einhergehende Düngung zu erklären, so Hans. Hermann Heilker indes wies vehement darauf hin, dass die Qualität des deutschen Trinkwassers auf sehr hohem Niveau sei und verwies auf ein von seinem Verband in Auftrag gegebenes Gutachten, welches im März vorliege werde. Dass schlussendlich der Verbraucher die Kosten für die teuren Gegenmaßnahmen der Wasserwerke zur Sicherstellung der Trinkwasserqualität trägt, dürfe nicht außer Acht gelassen werden, ergänzt Busmann und erntete dafür viel Beifall.

Die Umweltschützer fordern die Landwirte auf, durchaus einen freiwilligen Beitrag zur Schaffung von wertvollem Lebensraum für Bienen und Wildtiere zu schaffen etwa durch das Anlegen von Blühstreifen oder dem Verzicht vom Glyphosat und Neonikotinoiden. Aber auch die Politik sei hier gefordert, gezielte gesetzliche Maßnahmen zu ergreifen, so Mack. Um mehr Druck auf alle Beteiligten auszuüben, strebt der Naturschutzbund (NABU) in Niedersachsen ein Volksbegehren zum Artenschutz an. Für alle Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer steht fest, dass letztlich das Konsumverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher von großer Bedeutung ist. Sind Kundinnen und Kunden bereit, mehr Geld für Fleisch und landwirtschaftliche Produkte auszugeben, dann kann der Wandel zum Wohle aller auch gelingen.

„Sowohl die Landwirtschaft als auch die Politik – ganz gleich ob auf der lokalen und regionalen Ebene oder auf Landes- und Bundesebene – stehen in der Verantwortung, dem veränderten Verbraucherverhalten und dem damit einhergehenden gesellschaftlichen Druck gerecht zu werden. Es ist wichtig, dass Umweltschutz, Landwirtschaft und Politik gemeinsam in den Dialog treten, denn eines ist klar – ein ‚Weiter so‘ kann es nicht geben. Die Landwirte sind vor großen Aufgaben gestellt. Wir wollen und wir werden ihnen dabei helfen. Dazu dient auch meine Dialoginitiative“, bekräftigt De Ridder abschließend.

 

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