Arbeit-Rente-Bildung: Podiumsdiskussion als Premiere beim KAB in Biene-Holthausen

Erstmals trafen die Bundestagskandidatinnen aus dem Wahlkreis 31/ Mittelems bei einer Podiumsdiskussion der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung (KAB) aufeinander. Während die Kandidaten Stegemann (CDU) und Nehmer (FDP) die Leiharbeit und Mini-Jobs als brauchbare Instrumente für den Arbeitsmarkt begrüßten, zeigte Dr. Daniela De Ridder (SPD), warum Sie dies weitaus kritischer sehe:

Rund eine Million Leiharbeiter in Deutschland seien eher prekär beschäftigt, ohne finanzielle Sicherheit und Zukunftsplanung. Das Beispiel „Amazon“ zeige, wie mit diesem Arbeitsmarktinstrument Missbrauch betrieben werde.

Mini-Jobberinnen wiederum prognostizierte sie eine sehr geringe Rente und eine wahrscheinliche Altersarmut. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit sei in allen Betrieben notwendig und zwischen allen Beschäftigten, insbesondere auch zwischen Männern und Frauen.

Ferner kritisierte sie die schlechte Entlohnung von PraktikantInnen: „Wir dürfen uns nicht wundern, wenn die ‚Generation Praktikum‘ keine Kinder in die Welt setzen möchte. Das ist finanziell ja auch gar nicht drin“, kritisierte sie.

Das Argument von Stegemann, Leiharbeit sei ein Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt, wies sie als unrichtig zurück. Auch forderte Daniela De Ridder einen Mindestlohn von 8,50 €: „Ich weiß, das füllt noch nicht den Kühlschrank einer vierköpfigen Familie, es ist aber ein guter Anfang!“ betonte sie.

Auch bei der Frage der Bildung zeigten sich die Unterschiede zwischen den KandidatInnen: Während Nehmer das dreigliedrige Schulsystem verteidigte, blieb Stegemann in seinen Vorstellungen sehr vage. Daniela De Ridder wiederum bekannte sich zu einem Schulmodell gemeinsamen Lernens aller Schülerinnen. Sie befürwortete das Modell der Gesamtschulen und verwies dabei auf ihre eigene Schulerfahrung in Belgien: Dort gibt es ein gemeinsames Lernen bis einschließlich zur 10. Klasse. Sie selber sei ein Beispiel dafür, dass dies auch für eine spätere berufliche Karriere sehr produktiv sei. Außerdem begrüßte sie die „inklusive Schule“, machte zugleich aber deutlich, dass Lehrerinnen und Lehrer mit dem Thema nicht allein gelassen werden dürfen: „Wir brauchen nicht nur Barrierefreiheit in den Schulen, sondern mehr Investitionen in Lehrpersonal und in die Lehrerbildung“, forderte sie und machte sich für ein Recht auf lebenslanges Lernen stark.

Auch beim Thema Rente zeigten sich Unterschiede, wobei Daniela De Ridder verdeutlichte, dass das Rentenmodell der SPD noch deutlich über die Forderungen des KAB hinausgeht:

So fordere die SPD nicht nur, dass nach 45 Versicherungsjahren die Möglichkeit besteht, ohne Abzüge in Rente zu gehen, sondern bereits nach 40 Jahren. Die Anerkennungszeiten von Müttern müssten einheitlich geregelt sein; so sei nicht verständlich, warum dem Staat, Kinder, die nach 1992 geboren wurden, mehr wert seien, als deren ältere Geschwister. Zudem warb sie für die Arbeitsmarktchancen älterer ArbeitnehmerInnen: „Wir dürfen nicht zulassen, dass deren Erfahrungswissen ignoriert und dadurch verloren geht.“

Auf die Kritik Stegemanns, rot-grüne Politik habe die Rente mit 67 doch erst eingeführt, erwiderte sie: „ Offensichtlich im Gegensatz zu Ihrer Partei ist die SPD bereit, aus Entwicklungen zu lernen und problematische Instrumente, die sich nicht bewährt haben, zu überprüfen und auch neu zu justieren.“

Birgit Kemmer (Grüne) war der Veranstaltung fern geblieben.

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