Zu Besuch bei der Grafschafter Braumanufaktur

Nordhorn. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Daniela De Ridder besuchte die Grafschafter Braumanufaktur und kam vor Ort mit Udo Tönsing ins Gespräch. Anfang 2015 baute er seine Garage zu einer kleinen Brauerei um und gibt neben der Bierproduktion auch Braukurse bei der Volkshochschule für kulinarisch Interessierte: Diese finden zumeist in kleinem Kreise statt und sind schon weit im Voraus ausgebucht. De Ridder freut sich über das Engagement und die regionale Initiative des Hobby-Brauers.

Bier ist ein Massengetränk und Bierbrauen hat in Deutschland eine lange Tradition, auch wenn die Ursprünge historisch in China vor rund 5000 Jahren liegen. Während Bier in Deutschland auch im Mittelalter zu den wichtigsten Nahrungs- und Genussmitteln gehörte, ist das allseits bekannte Bier nach Pilsener Brauart 1842 entstanden. Das seit dem 20. Jahrhundert festgesetzte Reinheitsgebot, wonach Bier ausschließlich aus Wasser, Hopfen, Malz und Hefe besteht, findet bereits im 16. Jahrhundert Erwähnung und ist heute Gegenstand europäischer Rechtsprechung.

Obwohl rückläufig, ist der Bierkonsum ein riesiges Geschäft und deshalb dominiert von großen Brauerei-Konzernen. Die industriellen Biere umfassen nur wenige Bierstile – wie Helles, Pilsener oder Weißbier – und bedienen einen Massengeschmack. Manchen ist das mittlerweile zu langweilig. Keine Überraschung also, dass die Sehnsucht nach individuelleren Brauprodukten und -geschmäckern in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen ist. Inzwischen haben sogenannte „Craft Beere“ eine regelrechte Modewelle beim Bierkonsum ausgelöst. Bei diesen Bieren handelt es sich um handwerklich gebrautes Bier, bei dem hochwertige Zutaten, unkonventionelle Geschmacksrichtungen und das Wiederbeleben alter Brau-Traditionen im Fokus stehen. So braut auch Tönsing in der Grafschaft Bentheim und weiß um die Schwierigkeiten mit diesem Prädikat.

„Das Bier von Tönsing kann ich sehr empfehlen! Es freut mich sehr, dass er mit seinem Braukeller eine echte Grafschafter Initiative geschaffen hat. Hier geht es um den Genuss, aber auch um die Möglichkeit etwas über das Bierbrauen zu lernen: Ich kann einen Braukurs nachdrücklich empfehlen, denn wir wollen ja nicht nur wissen, was auf den Teller kommt, sondern auch was sich im Glas befindet – und das handwerklich gebraute Bier kommt ohne Zusätze und Hilfsmittel aus, wie sie häufig bei industriellen Bieren eingesetzt werden, um das Geschäft mit dem Bier schneller und wirtschaftlicher zu machen. In dem kleinen Bierkeller wird mit dem Holzlöffel, aber auch Teilautomatisiert mit Maische-, Sud- und Läuterbottich gerührt. Das Brauen im kleinen Stil und für den persönlichen Bedarf ermöglicht aber Geschmackserlebnisse jenseits des üblichen Verkaufsangebots“, zeigt sich die SPD-Bundestagsabgeordnete überzeugt.

Udo Tönsing berichtete De Ridder insbesondere von den aktuellen Tendenzen der Bierbraukunst: Gerade selbstgebrautes Bier kann höchst aromatisch sein und – ähnlich wie beim Wein – gibt es inzwischen Sommeliers, die die Testerinnen und Hobbybrauern mit den unterschiedlichen Geschmackserlebnissen vertraut machen. Fruchtig nach Banane schmeckend, süß oder nordisch herb – je nach Malz-, Hopfen- oder Hefegehalt. Und auch bei der Reifung wird experimentiert.

Tönsing weist zudem auf die Herausforderungen des Biervertriebes in Bezug zum Reinheitsgebot hin, das seit 2005 als Bierverordnung bekannt ist und im Bereich der untergärigen Biere Reglementierungen schafft. Wer mit Früchten und Gewürzen geschmackliche Variationen testet, darf sein Braugetränk dann allerdings nicht mehr als Bier bezeichnen. Noch erstaunlicher findet De Ridder aber den Hinweis, dass nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes von 1987 internationale Bierhersteller, die nach Deutschland exportieren, ihre Getränke auch hier als „Bier“ ausweisen dürfen – Deutsche Brauereien müssen sich hingegen nach wie vor an die Bierverordnung halten, wonach nur bestimmte Verfahren und Zutaten für die Bezeichnung „Bier“ im Endprodukt zulässig sind. Eine absurde Situation, die innerhalb der EU die deutschen Bierbrauer benachteiligt, findet De Ridder, die dem in Berlin nachgehen will.

Tönsing experimentiert dennoch mit Freude an unterschiedlichen Variationen. „Es gibt sehr viele gute internationale Biere, die mit natürlichen Zutaten gebraut wurden, aber nicht den deutschen Verordnungen entsprechen. Da diese von uns Hobbybrauern nicht beachtet werden müssen, sind wir aber glücklicherweise frei in unserer Kreativität.“, sagt Udo Tönsing von der Grafschafter Braumanufaktur.

De Ridder unterstützt die Grafschafter Braumanufaktur und ermutigt die Bürgerinnen und Bürger in der Grafschaft Bentheim, die heimische Produktion mit zahlreichen Malz-, Hopfen- und Hefesorten zu testen und einmal bei der Braumanufaktur vorbeizuschauen. Die Bierbraukurse sind nicht nur beliebt, um etwas Neues zu lernen. Vielmehr produzieren die Gäste auch ihr eigenes Bier, das sie nach der Zeit des Reifeprozesses vor Ort abholen können. „Für die Einblicke in die Braukunst und für das Engagement möchte ich mich herzlich bei Udo Tönsing bedanken. Ich freue mich auf ein Wiedersehen und wünsche viel Erfolg“, bekräftigt De Ridder.

Die Anmeldung für Braukurse bei der Grafschafter Braumanufaktur finden Sie unter: diesem Link.

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